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Stellt euch bitte kurz vor und erzählt uns, was ihr macht.
Philipp: Ich bin Phillipp und 24 Jahre alt. Ich bin gebürtig aus Hamburg und habe zusammen mit meinem Co-Foundern das Startup Cutnut gegründet, das auch hier aus Hamburg kommt. Ich habe Business studiert mit Fokus auch auf Entrepreneurship und bin jetzt seit Sommer 2017 Vollzeit hier beim Startup mit beschäftigt, seit wir die Uni abgeschlossen haben.
Ben: Ich bin einer der Co-Founder. Ich bin Ben, ich bin auch 24 Jahre und habe auch Business mit Fokus auf Entrepreneurship studiert. Philipp und ich haben zusammen studiert. Ich komme ursprünglich mehr aus der Freelancer Startup Ecke. Ich habe lange als Fotograf gearbeitet, Webseiten gebaut und zwischenzeitlich auch mal an Agenturen vermittelt. Irgendwann habe ich ein Praktikum bei Rocket Internet gemacht und habe meine eigene Finanzgeschichte dann auch richtig angemeldet, also ein bisschen als Firma aufgezogen und bin dannan die zwei anderen Jungs geraten. Ich bin mit eingestiegen und das machen wir nun schon seit zweieinhalb Jahren. Vollzeit erst seit einem knappen Jahr, würde ich sagen.
Vielleicht auch noch was zu unserem dritten Gründer, der heute nicht da ist. Er heißt Teiko, kommt aus Finnland und kommt aus der Finance Branche. Wir kennen uns auch aus dem Studium, weil wir zusammen studiert haben. Er ist bei uns dafür verantwortlich für Finanzen und Recht.
Wir Drei bilden das Kernteam von Cutnut. Seit ungefähr zwei Monaten sind wir zu Viert. Jörg ist unser Mann fürs Technische. Er hat selber schon mehrere Startups gegründet, unter anderem in den USA und ist jetzt zurück nach Deutschland gekommen und hat sich uns angeschlossen. Er hilft uns jetzt dabei unser Produkt hoffentlich im Sommer 2018, so wie es jetzt geplant ist, auf den Markt zu bringen.
Was ist Cutnut und wen wollt ihr damit erreichen?
Philipp: Cutnut hat angefangen als eine Social Media App, die jetzt auch live ist, gestartet und hat sich relativ schnell durch Hilfe und Input von unserem Accelerator sowie von Kunden und Partnern in was ganz anderes umgewandelt:
Eine Software Applikation für Unternehmen, die es diesen ermöglicht, vertikalen Content sehr schnell und einfach zu produzieren und so das Marketing zu vereinfachen.
Stories, wie bei den Social Media Plattformen Snapchat oder Instagram, erfahren aktuell ein unfassbares Wachstum am Markt. Natürlich ist es jetzt auch für Firmen interessant in dieses Format der Stories einzusteigen.
Um die eigene Identity der Firma und den eigenen Stil der Firma rüberzubringen, sind die traditionellen Softwareprogramme aber entweder viel zu kompliziert und teuer oder viel zu simpel. Es fehlt genau das, was wir anbieten. Sprich wir bieten eine Editing Software für vertikales Video an. Damit sprechen wir vor allen Dingen Kunden an, die via Online Marketing und Social Media selber Endkunden adressieren. Das heißt, Kunden, die auch wöchentlich oder mehrfach wöchentlich Content auf Social Media oder auf ihrer Website posten, um mit dem Nutzer zu interagieren. Wir selber sind ein reines B2B-Geschäft, adressieren aber B2C-Kunden. Bedingt durch unseren Accelerator Background machen wir das vornehmlich in der Verlagsindustrie, da dieser sehr stark auf die Verlagsbranche fokussiert ist. Dort bekommen wir erstes positive Rückmeldung und interessierte Kunden. Gerade probieren wir ein bisschen aus, was noch möglich ist und wo der Weg hingeht.
Die Verlagshäuser nutzen eure Software, um damit Stories für Social Media zu entwickeln?
Philipp: Gerade Verlagshäuser haben derzeit das Problem, ihren Content an den Nutzer zu bringen und darüber hinaus relevant für die Nutzer zu sein. Storys sind da ein unfassbar populäres Medium im Moment. Da bietet es sich natürlich an, Content via Stories zu verbreiten. Im ersten Schritt werden die Stories auf Social Media und Plattformen gezeigt, so wie das momentan üblich ist. Im zweiten Schritt können die Stories aber auch auf der eigenen Website, App oder Email angeboten werden.
Das ist natürlich vor allem deswegen reizvoll für Verlage, da diese sich immer mit einer Paywall auseinander setzen müssen. Sprich: Welcher Content soll umsonst angeboten werden, für welchen Content muss der Kunde bezahlen? Stories sind eine tolle Möglichkeit viele Artikel und Inhalte anzuteasern und dem Kunden schmackhaft zu machen.
Im Appstore werbt ihr mit: „Your friends can now add their own cuts to the same story.“ Was hat es damit auf sich?
Ben: Die App funktioniert auch immer noch und sie soll langfristig auch mit der Software zusammenspielen. Aktuell ist unsere App quasi ein reines Werkzeug um mit anderen Leuten gemeinsam Stories zu erstellen. Ich könnte zum Beispiel starten, die ersten zehn Clips einzustellen, schicke dir dann eine Einladung und du kannst dann weitere Clips hinzufügen. Am Ende haben wir alle zusammen eine coole Story kreiert.
Aber du kannst das Gleiche auch mit Software machen: Du sendest einen Invite-Link raus und andere können dann über die App ihre Inhalte beisteuern. Das können Leser, Fans oder Gäste bei einem Event sein.
Philipp: Wir bieten letztlich drei Produkte mit dem Editor als Kern an. Dann gibt es die App als Werkzeug, um den Content einzusammeln. Als drittes gibt es noch unser Widget, das den Publishern oder Firmen die Möglichkeit gibt, ihre Stories auf ihrer eigenen Webseite zu veröffentlichen.
Wenn du von ‚embedded‘ sprichst, wo werden denn die Inhalte gespeichert?
Philipp: Die werden in erster Linie bei uns gespeichert, weil dies aktuell die beste Lösung ist. Langfristig werden wir auch auf den Kundenservern speichern, das passiert aber Schritt für Schritt. Ich denke, im ersten Moment geht es besonders darum, die Stories ‚embedded‘ zu machen und möglichst leicht eben für die Firmen zu integrieren.
Wer ist eure Zielgruppe? Welches Problem löst ihr für eure Zielgruppe?
Ben: Wir sind vor allen Dingen auf B2C-Unternehmen orientiert, die selber Content produzieren und diesen auf Social Media und ihrer Website zu vermarkten. Und wir lösen für Verlagshäuser das Problem: „Wie kann ich meinen Content an den Nutzer bringen? Wie kann ich meinen Content attraktiver machen?“
Die Produktion dieser Stories ist momentan noch sehr aufwendig und man muss klar unterscheiden zwischen Nutzerstories und Enterprise-Stories von Unternehmen. Nutzerstories sind meist sehr einfach von der Bearbeitung her. Zum Beispiel Text, Hashtags und vielleicht zusätzlich noch ein Filter.
Firmen hingegen möchten ihre eigene Identität herüberbringen, ihren eigenen Stil in den Stories vermitteln und sicherstellen, dass die Erzählweise mit anderen Inhalten übereinstimmt. Aktuell gibt es keinen standardisierten Prozess solchen vertikalen Stories zu bauen.
Dazu wird häufig Outsourcing betrieben, zum Beispiel beauftragen die Firmen häufig Freelancer. Alternativ bauen sie selbst ein Inhouse-Department auf, in dem traditionelle Editing Software genutzt wird um Stories zu bauen. Eine Editing Software ist allerdings oft viel zu komplex für das, was eigentlich ausgespielt werden soll.
Philipp: Aktuell werden für die Erstellung von Stories ausschließlich mobile Geräte genutzt. Das Problem ist, dass die mobile Plattform an sich speziell bei iOS so abgesiegelt ist, dass jegliche Integration von anderen Input Quellen nicht möglich ist. Im Zweifelsfall muss alles immer wieder hochgeladen werden, wieder in die Camera Roll eingefügt werden und so weiter. Wir sprechen auch mit anderen Firmen, die eventuell auch noch die Integration für die Verbreitung machen können.
Das Interessanteste, was wir bisher gehört haben, war ein Startup, das richtige Templates gebaut hat und diese ganz automatisch an lokale Bedürfnisse anpassen können.
Das heißt, du kannst einen Spot bauen und diesen für 1000 einzelne Zielgruppen direkt exportieren, mit einem einzigen Klick. Dabei werden dann immer Location, Sprache und so weiter automatisch angepasst. Da lässt sich also auch von allen Seiten viel mehr integrieren.
Bei Instagram zum Beispiel gibt es nun mal keine Templates, sondern es gibt vorgefertigte Schriften und so weiter. Wenn ich jetzt aber zum Beispiel ‚Spiegel Online‘ bin und am Tag ungefähr 18 bis 20 Artikel in Stories verarbeiten möchte, idealerweise mit animiertem Text, dann ist das schlicht nicht möglich. Mit dem Handy eine perfekte Story zu kreieren ist deshalb im Prinzip nicht möglich. Du kannst es zwar versuchen, aber dazu kann man auch einfach Software nutzen.
Das Spannende ist, dass wir uns das Problem nicht ausdenken. Unsere Idee kam tatsächlich aus Gesprächen mit Kunden aus den Verlagen, die auf uns zugekommen sind und gesagt haben, „Hey, wir haben dieses Problem mit der Erstellung von Stories und wir haben keine Lösung.“
Ben: Wir haben am Anfang einen typischen Startup Fehler gemacht und uns das Problem auch ein bisschen eingeredet. Unsere ursprüngliche Idee: „Mit der App kann man keine gute Story zusammenbauen. Das ist ja doof. Und jetzt gehen wir mal zu den Unternehmen und verkaufen denen das.“ wurde schnell hinterfragt. Bei Gruner + Jahr war hat jemand zu uns gesagt: „Ja, euer Produkt ist cool. Aber was machen wir mit dem Content, wenn er da ist? Wir haben eher das Problem, dass wir den Content nicht weiterverarbeiten können“. Daraus ergab sich wiederum die Idee, das ganze via Software am Desktop zu machen. Diese Idee haben wir dann immer gleich mitgepitcht und dadurch kam eine ganze Liste von Problemen zusammen, die Firmen mit den Stories haben.
Inzwischen sind wir an einem Punkt, an dem wir sagen können: „Okay, es gibt wirklich ein Problem und wir können es wirklich lösen. Diese Lösung ist da und steht auch zur Verfügung.“
Auf einem Hackathon zum Thema digitaler Journalismus, an dem wir teilgenommen haben, ging zum Beispiel der ersten Platz an ein Team, das genau dieselbe Idee hatte wie wir. Mit diesen Journalisten sind wir nun natürlich im engen Kontakt. Gemeinsam können wir zeigen, dass im Markt tatsächlich Bedarf besteht. Wir hatten das Problem natürlich immer im Auge und haben links und rechts von einzelnen Leuten immer gehört, dass das Problem bisher ungelöst ist. Aber nun wissen wir, wie wichtig es in naher Zukunft für den Journalismus ist, dass Stories einfach, schnell und professionell gebaut werden können.
Wie seid ihr mit CutNut gestartet? Habt ihr die MVP oder habt ihr direkt das Produkt komplett entwickeln lassen? Was ist eure Empfehlung im Umkehrschluss daraus für andere?
Ben: Es ist, glaube ich, nie einfach, im Vorhinein schon zu sagen: „Hey, ja, das ist das perfekte Produkt und los geht es“. Wir haben uns zwar immer Feedback geben lassen, aber im Nachhinein betrachtet von der falschen Seite. Wir haben 100 Leute gefragt: „Wie geht das? Verstehst du das?“. Wir haben dazu auch alle Screens ausgedruckt. „Und funktioniert das alles? Und würdest du es benutzen?“ und so weiter. Am Ende hatten wir dann ein Produkt, das einigermaßen für Nutzer gepasst hat, aber eben nicht für Firmen.
Anfangs wollten wir tatsächlich eine neue Social Media Plattform aufsetzen, aber dann sind wir zu einem Accelerator gekommen, wo uns die ganze Social Media Sache so richtig um die Ohren gehauen wurde. „Okay, wir machen jetzt kein Social Media, sondern wir machen da jetzt ein Tool draus.“ dachten wir danach. Weil ein Tool kannst du schon mal besser verkaufen als eine ganze Plattform. Auch, weil die Leute nicht Mitglied werden müssen auf unserer Plattform, sondern es einfach benutzen und auf anderen Plattformen vertreiben können.
Das heißt, wir stehen nicht mehr im Wettbewerb mit Instagram und Snapchat, sondern wir arbeiten für diese Plattformen, sind aber selber plattformunabhängig.
Als wir mit unserem Produkt an Unternehmen herangetreten sind, haben sich immer mehr Probleme für die Desktop Applikation gezeigt. Wir wussten dann dadurch schnell, wie das Produkt aussehen soll und was es genau können soll.
Nun müssen wir den MVP fertigstellen. Die Entwicklung hat kürzlich begonnen und wir freuen uns wenn es losgeht.
Aber man sollte nicht da reingehen und denken, „Ich bin der Tollste“. Denn hätten wir nicht im engen Austausch und Kontakt mit Kunden gestanden, die uns die Problem aufgezeigt hätten, wären wir nicht da, wo wir heute stehen. Wir hätten niemals die Chance gehabt, das wirkliche Problem zu sehen. Die eigentliche Idee ist erst aus den Fehlern, die uns aufgezeigt wurden, entstanden.
Und vor allem das Timing ist aus meiner Sicht immer noch ein Nummer-Eins-Faktor, auch wenn es oft Zufall ist. Genau zu dem Zeitpunkt, wo wir unseren MVP bauen wollten, hat sich noch mal was im Markt verschoben, das für uns ideal war.
Dadurch, dass wir noch kein fertiges Produkt hatten, konnten wir uns also ganz einfach um 180 Grad drehen uns anpassen.
Ben: Das hat uns sehr geholfen, auch wenn es in dem Moment natürlich Glück war, dass wir noch nichts Fertiges hatten. Eine nachträgliche Umstellung wäre viel teurer und aufwändiger gewesen.
Habt ihr euch bei der Entwicklung Offenheit bewahren können? Oder wart ihr geblendet von eurer Idee?
Ben: Wir versuchen möglichst viel mitzubekommen, was ist. Wir möchten natürlich auch wissen, was die ganz Großen als Nächstes tun. Wir informieren uns über Branchentrends und schauen, wie Nutzer interagieren oder wie die Werbeeinnahmen sind. Daraus ergibt sich ein großes Gesamtbild, mit dem man gut arbeiten kann und sehen kann, wo die Reise mal hingeht.
Philipp: Generell sollte man als Startup immer offen sein und schauen, was es am Markt gibt und was gebraucht wird. Und natürlich gilt es auch von denen zu lernen, die schon weiter sind. Man kann eben auch anknüpfen an Ideen, die bereits realisiert wurden. Das haben wir natürlich auch in unserer Firma versucht umzusetzen.
Am Anfang hatten wir aber einen Tunnelblick und dachten, unsere App ist das beste Produkt ever.
Wir sind genau deshalb sehr dankbar, dass wir den Accelerator getroffen haben, weil er natürlich die Möglichkeit gegeben hat, uns überhaupt erst einmal so einer Kritik zu stellen und auch solchen Leuten zu stellen, die uns ehrliches Feedback geben und sagen: „Mensch, eigentlich ist das Müll, was ihr da macht“
Ben: Das waren Menschen, die uns runtergeholt haben und gesagt haben: „Nein, ihr seid eigentlich nicht so geil“. Dieses Feedback tut zwar echt richtig weh, aber das war für uns sehr wichtig. Wenn man es schafft, zu akzeptieren, dass man nicht von Tag Eins an die beste Lösung hat und bereit ist Kompromisse zu machen, dann kommt man zumindest weiter, als wenn man es nicht tun würde. Uns hat das auf jeden Fall sehr geholfen in unserem Werdegang.
An dieser Stelle danken wir Ben und Philipp von CutNut ganz herzlich für das Interview!
In unseren Gründerstories findest du weitere Interviews mit Startups, zum Beispiel „GRÜNDERSTORY MIT MORITZ EBERT VON COMAMOS – LIEFERSERVICE FÜR HAMBURG“