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Sabrina, stell dich uns doch einmal kurz vor. Wer bist und? Was machst du? Und was hast du bisher in deinem Leben getan?

Ich bin Sabrina, bin die Geschäftsführerin und Gründerin von Geschenke.de. Vorher habe ich verschiedene Stationen durchgegangen. Ich habe International Business mit Schwerpunkt Marketing studiert und habe dann ein Tranieeprogramm bei Quelle im Bereich Online Marketing absolviert, was mir sehr gut gefallen hat. Dort habe ich gelernt, performanceorientiert zu arbeiten und ich fand es toll, dass man Google Kampagnen online stellen konnte, die Ergebnisse gleich gesehen hat und habe mich deswegen auf einer ähnlichen Stelle bei Parship beworben. Die letzten sechs Jahre habe ich bei Parship gearbeitet. Einmal im Kooperationsmanagement und dann einmal innerhalb von Parship aus ein Startup gegründet (eine Datingplattform für eine spezielle Zielgruppe). Drei Jahre habe ich dann noch einen Teil des internationalen Portfolios verantwortet und dadurch verschiedene Kulturen kennengelernt.

Was machst du jetzt?

Ich habe vor zweieinhalb Jahren Geschenke.de gegründet mit meinem Mitgründer Jörg Fischer. Geschenke.de sagt ja schon mal recht viel mit seiner gigantischen Domain.

Wir verkaufen Geschenke und lösen das Bedürfnis der Kunden nach der einfachen Suche für das perfekte Geschenk. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die zentrale Marke rund um Geschenke aufzubauen, die es bis dato so noch nicht in Deutschland gibt.

Zu welchen Zeiten des Jahres habt ihr den meisten Traffic auf der Webseite?

Auf jeden Fall zu Weihnachten. Zum Glück gibt es aber auch im Durchschnitt 222000 Geburtstage pro Tag. Also wir haben unterjährig auch noch ordentlich Traffic, nutzen natürlich auch Muttertag und Valentinstag oder die Hochzeitssaison für unser Geschäft. Aber den Peak kann man sich nicht wegdenken. Das ist wirklich Weihnachten!

Was hat dich oder euch motiviert, die Firma zu gründen? Und wir habt ihr euch im Allgemeinen auf die Gründung auch vorbereitet?

Es war keine geplante Gründung. Wir haben Hanseventures kennengelernt, unsere Company-Builder. Mit dem haben wir uns verschiedene Märkte angeschaut und sind relativ kurzfristig und klar auf dem Geschenkemarkt hängengeblieben. Wir fanden das unglaublich spannend, stark fragmentiert und ich selbst kenne das aus meiner privaten Umgebung: Alle meine Freunde und Familienmitglieder haben im August Geburtstag. Insgesamt bin ich sehr kreativ, so dass mir doch immer ein Geschenk einfällt. Aber irgendwann hatte ich auch keine Ideen mehr und habe nach Lösungen im Internet gesucht. Ich war aber relativ enttäuscht und dachte mir: „Hey, das muss doch irgendwie besser gehen“. Und ich behaupte, wir haben es mit Geschenke.de besser gemacht und haben aufgrund dessen gegründet. Wie der Zufall es wollte, hat gleichzeitig auch Hanseventures damals mit dem Domaininhaber von Geschenke.de gesprochen und so hat sich unser Startup zusammen konzipiert. Irgendwie sollte es so sein, fand ich. Und ich hatte schon immer unternehmerisches Denken und Handeln und hatte da auch Bock drauf, mein Herzblut reinzustecken.

Und wie man sich drauf vorbereitet hat? Gar nicht. Ich glaube, es war auch ganz gut so. Also erstens habe ich einen starken Gründungspartner an meiner Seite. Ich hätte es nie alleine gemacht. Das war mir schon ganz wichtig. Ich habe einen Company-Builder an meiner Seite, der mir immer mit Rat und Tat zur Seite steht. Aber:

Eine gewisse Naivität gehört einfach dazu, um die Sachen einfach anzupacken.

Denn wenn man genau weiß, was auf einen zukommt, überlegt man sich das vielleicht noch mal dreimal, ob man das wirklich machen möchte.

Würdest du anderen Gründern empfehlen, einen starken Gründungspartner zu haben bzw. jemanden, der sie unterstützt und berät?

Auf jeden Fall meiner Meinung nach. Ich bin kein Gründer frisch aus der Uni oder frisch aus dem Abi. Ich habe ja wirklich jahrelange Berufserfahrung, aber meiner Meinung nach ist es schwer, wirklich alle Bereiche abzudecken. Und es gibt einfach schöne Tage wie auch schlechte Tage. Da hilft es einen Sparringpartner auf Augenhöhe zu haben. Perfekt wäre natürlich, wenn derjenige das abdeckt, wo man selber nicht ganz so stark ist. Je größer das Unternehmen wird, desto eher werden das die Gesellschafter auch fordern, denn es kann ja nicht sein, dass ein Unternehmen von einer Person abhängig gemacht wird.

Sollte man sich hauptsächlich auf seine Stärken fokussieren statt auf seine Schwächen?

Absolut. Das sagen wir auch unseren Mitarbeitern. Piekt euren Finger nicht die Wunde, wo die Schwächen sind, sondern versucht doch, die Stärken des Mitarbeiters heraus zu kristallisieren und darauf aufzubauen. Und genauso sollten wir das im Gründerteam auch tun. Weder Jörg noch ich sind uns nicht zu fein, zu sagen: „Das liegt mir nicht. Mach du das bitte“. Also wir machen das, was dem Unternehmen guttut.

Ist Geschenke.de auf der Suche nach der Lösung deines eigenen Bedürfnisses entstanden, richtig? Oder weil ihr erkannt habt, dass es einen Markt gibt?

Sowohl als auch. Wir haben einen Markt-Research gemacht und sind auf den Geschenkemarkt gestoßen. Und dann war natürlich im Hinterkopf: „Hey, das Problem hatte ich ja auch schon diverse Male.“ Und so hat es sich eigentlich nur bestätigt, dort wirklich genauer reinzugehen.

Welche, welche Hürden gab es bei dem Gründungsprozess? Gab es überhaupt welche?

Am Anfang ehrlicherweise nicht. Der Gründungsprozess war relativ smooth. Es lief alles gut – so gut, dass wir eher schon Angst hatten, das kann ja nicht alles super laufen.

Wir haben eine starke Domain bekommen, die sehr gefragt war am Markt. Wir hatten von Anfang an relativ schnell Gründungskapital. Wir sind mit einem achtköpfigen Team gestartet, relativ groß für den Anfang. Wir wollten aber in kurzer Zeit relativ schnell wachsen. Da lief eigentlich alles sehr gut über die Bühne.

Lag der gute Start darin begründet, dass ihr die richtigen Partner an der Seite hattet und relativ schnell finanziert wurdet?

Genau, richtig.

Worauf habt ihr euch denn die ersten, oder du vor allem, die ersten sechs Monate konzentriert, während der Gründung? Was war das, womit ihr euch am meisten beschäftigt habt?

Wir haben den Markt kennengelernt. Wir wollten ihn verstehen. Ich selbst habe ja jahrelang im Bereich Dating gearbeitet und kannte den E-Commerce-Markt und den Geschenkebereich nicht. Wir sind sehr umtriebig und wissbegierig, haben uns natürlich den Markt ganz genau angeguckt, haben mit vielen Mitstreitern gesprochen und wollten wissen, welche Produkte funktionieren. Wir sind als Affiliate Plattform gestartet und haben uns relativ schnell zu einem E-Commerce-Shop entwickelt und haben uns so natürlich in der kurzen Laufzeit schnell viel Wissen aneignen müssen. Daneben haben wir auch noch von Anfang mit TV gestartet, weil wir wissen, dass man eben eine Präsenz mit TV eben aufbauen kann. Geschenke sind ein emotionales Thema. Die Domain bleibt in den Köpfen hängen, schafft Vertrauen. Das war natürlich ideal um damit zu starten.

Wir haben relativ am Anfang, also nach einem Dreiviertel Jahr, einen Server übernommen, die design3000. Das war einer der größten und ältesten E-Commerce-Shops für Designprodukte. Das war genau der richtige Weg, weil wir so relativ schnell mit Geschenke.de die ganze E-Commerce-Infrastruktur übernehmen konnten und wir uns dadurch zu einem E-Commerce-Shop entwickeln konnten. Trotzdem muss ich sagen, für so ein kleines Team war das schon eine Herausforderung, einen solchen Zusammenschluss zu stemmen.

Ihr seid als Affiliate Plattform gestartet. War das auch der Grundgedanke oder gehörte das zum strategischen Aufbau vom Geschenke.de?

Das war der strategische Aufbau. Wir wollten uns die Zeit nehmen den Markt erst mal kennen zu lernen um uns dann, wenn wir uns dafür gestärkt fühlen, zum E-Commerce-Shop zu entwickeln.

Wenn du dir selber mit deinem heutigen Kenntnisstand nochmal einen Rat geben könntest bzw. wenn du jetzt in der Zeit zurückreisen könntest, welchen Rat würdest du dir geben?

Im Prinzip würde ich sagen: Nicht zu viel nachdenken. Einfach machen. Einfach loslegen. Fehler dürfen passieren. Einfach ausprobieren, machen und entweder den Weg weiterverfolgen oder einen anderen Weg ausprobieren.  Ich würde rückblickend nicht viel anders machen. Es ist immer leicht gesagt, was man hätte anders machen können, wenn man es im Nachhinein weiß. Und vorher weiß man es einfach nicht. Ich glaube, die Dinge gehören dazu, um auch zu lernen. Was auch viele nicht wissen ist, dass auch wenn Jörg und ich das Unternehmen führen, nicht alle Entscheidungen von uns abhängig sind. Auch wir sind getrieben vom Markt oder von unseren Gesellschaftern und müssen die Dinge manchmal so hinnehmen und weitermachen.

Welche Charaktereigenschaften brauchen Gründer?

Gründer müssen eine gewisse Stärke beweisen. Sie dürfen nicht alles an sich heranlassen, brauchen aber gleichzeitig auch eine gewisse Sensibilität dem Team und Partner gegenüber. Viele Menschen können nicht nachvollziehen, wie die Uhr in der Startup-Welt wirklich tickt.

Man sollte sich zum Beispiel nicht zu schade sein, die Pakete selber zu packen. Das tun wir auch, wenn Not am Mann ist und wir niemanden haben – dann müssen wir selber mit anpacken. Auch jetzt nach zweieinhalb  Jahren packen wir noch Pakete. Das sollte jetzt nicht mehr so oft vorkommen, denn die Prozesse und Strukturen sollten wir jetzt im Griff haben. Aber unser Startup ist von den Bereichen her ganz schlank gehalten. Wir können es uns nicht leisten, die Stellen alle doppelt oder dreifach zu besetzen. Es kann passieren, dass jemand einfach mal für vier Wochen ausfällt und da müssen wir halt in der Lage sein, die Stelle mit uns selbst abzudecken oder einen anderen Mitarbeiter an die Aufgabe zu setzen. Wichtig ist auch dem Team beizubringen, dass keine Position im Team eine Strafe ist. Alles gehört dazu und jede Position sollte auch gewertschätzt werden.

Ich habe mal eine Woche unseren Kundenservice gemacht und erinnere mich, wie viel ich dabei aufgenommen habe; was an Kundenbeschwerden oftmals reinkam. Der Kunde ruft leider selten an um dich zu loben. Wenn ich dann gemerkt habe: „Hey, die Beschwerde habe ich jetzt schon sechsmal in drei Tagen gehört.“ dann dachte ich, dass wir das doch ändern können müssen und uns optimieren sollten. Wenn man jahrelang im Kundenservice arbeitet, wird man betriebsblind. Dann hilft es, wenn man manchmal mit einem anderen Augenwinkel draufschaut und sich das genauer anguckt.

Was war denn das Beste, was euch in der Gründungsphase passiert ist?

Ich würde sagen das Team. Ich habe vor zweieinhalb Jahren zum Jörg gesagt: „Wer will denn eigentlich für Geschenke.de arbeiten?“ Ich kannte ja noch die Bewerbungsflut bei Parship, aber das ist einfach eine bekannte Marke. Jeder kennt Parship und arbeitet gerne für Parship. Aber bei Geschenke.de war ich mir sehr unsicher. Und wir kriegen unglaublich tolle Bewerbungen und haben ein unfassbar tolles Team eingestellt, die ja maßgeblich beteiligt sind an dem Erfolg von Geschenke.de.

Wo siehst du euer Startup  in fünf Jahren? Gibt es konkrete Zahlen, die ihr erreichen wollt?

Wir haben natürlich langfristige Zahlen im Kopf, aber ich glaube, erst mal unsere kurzfristigen Ziele zu erreichen, ist schon wichtig. Wir wollen auf kurzer oder mittelfristiger Sicht mit dem Unternehmen profitabel werden. Wir haben uns jetzt vom Affiliate zum E-Commerce entwickelt. Wir haben einen E-Commerce-Shop übernommen. Wir haben im letzten Jahr die Prozesse adaptiert und angepasst. Wir arbeiten ganz stark auf den KPIs, dass alles exakt stimmt und dass wir dann eben skalieren können. Wir sind da sehr vorsichtig. Wir wollen nicht einfach blind wachsen, sondern wollen ein Gerüst aufbauen, dass dann auch wirklich stabil bleibt, wenn wir skalieren.

Tut die Stadt Hamburg Gutes für Gründer und unterstützt diese? Wie hast du das wahrgenommen?

Ich würde behaupten, dass die Hamburger Startup Szene immer größer und lebendiger wird. Es gibt immer mehr Veranstaltungen für Startups und Gründer und es gibt einen Austausch untereinander. Ich habe sowieso einen Austausch durch unseren Company-Builder, wo verschiedene Startups innerhalb von Hamburg sowie vernetzt sind. Auch für Gründerinnen wird sehr viel getan. Man will ja Gründerinnen immer mehr sichtbar machen und da gibt es auch in Hamburg inzwischen genug Startups, die Gründerinnen mehr an die Bildfläche bringen möchten.

Gibt es etwas, das die Stadt Hamburg noch tun kann? Oder hat dir irgendwas gefehlt?

Gründer beschäftigt ja häufig die Frage nach dem Kapitalgeber: Wie kommt man an Kapitalgeber ran? Wie kann man eine bestimmte an Investition eben stemmen? Alles, was an Finanzierung hilft, um das Startup am Ende zu skalieren – ist natürlich für jedes Startup sehr hilfreich.

Ist Hamburg für dich eine ausschlaggebende Gründerstadt? Bist du wegen der Gründung nach Hamburg gekommen?

Ehrlicherweise nein. Die Liebe zu Parship hat mich geholt. Aber mein Gründer ist Hamburger und Hamburg ist eine traumhafte Stadt. Wir sitzen direkt gegenüber von der Elbphilharmonie und haben zur Startup Szene viel Kontakt. Hier sitzt der Company-Builder, also alles Daumen hoch für Hamburg.

Es war der richtige Weg in Hamburg zu starten.

Auf welchen Events kann man euch denn in Hamburg kennenlernen?

Wir sind natürlich bei Events von Hanseventures dabei. Ansonsten sind wir da, wo wir denken, dass dort viele Gründer sind, mit denen wir uns vernetzen möchten. Und natürlich die Onlinemarke Rockstars, weil das sowohl für den Bereich Marketing sehr wichtig für uns ist, aber auch für den Austausch, das Networking.

Was würdest du einem Gründer, der gerade am Anfang steht, empfehlen?

Ich würde immer zu zweit gründen und auf jeden Fall einen starken Partner an meiner Seite haben wollen, der auf Augenhöhe ist. Das halte ich für ganz wichtig. Dann würde ich mir ein Produkt oder ein Geschäftsmodell aussuchen, wo ich wirklich dahinterstehe und dafür wirklich lebe, denn man denkt einfach 24 Stunden an dieses Unternehmen und ist jederzeit damit beschäftigt. Ich würde auch immer mit ein bisschen Naivität rangehen, weil man gar nicht immer alles wissen muss, was kommt. Einfach mal machen! Bei uns testen wir gerade zum Beispiel das Bundling. Dazu stelle ich erst mal vier Produkte online und prüfe, ob überhaupt Bundles gekauft werden. Also man fängt mit kleinen Schritten an, testet, funktioniert? Und wenn man sieht, okay, die Tendenz ist positiv, dann mache ich erst weiter. Ansonsten geht es zum nächstes Thema.

Das sind eigentlich die drei Punkte, die ich für wichtig halte und die ich anderen Gründern gerne mit auf den Weg geben möchte.

Vielen Dank an Sabrina Beck von der geschenke.de GmbH!

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